Heute, am 22. März, ist der Gedenktag von Clemens August von Galen. Er hat auch unserer Zeit einiges zu sagen – etwa da, wo uns Bilder und Eindrücke vom Kriegsgeschehen in der Ukraine sprachlos machen. So mahnte der Selige in einer Predigt in Telgte am 4. Juli 1943 eindringlich:
„Gewiss, meine Christen, die Flugzeuge fliegen, gesteuert von Menschen, auf Befehl der Machthaber der kriegsführenden Länder; von Menschen werden die Spreng- und Brandbomben abgeworfen, so dass sie Tod und Verderben über friedliche Städte säen. Furchtbare Verantwortung derer, die den Bombenkrieg begonnen haben und mit immer wirksameren Mitteln fortsetzen! – Und doch: Ich muss das einmal öffentlich aussprechen: die Hass- und Vergeltungsrufe, von denen die deutsche Presse widerhallt, kann und will ich mir nicht, dürft auch ihr euch nicht zu eigen machen! Soll es wirklich der Wunsch und der Wille des deutschen Volkes sein, dass wir Rache nehmen wollen für das Leid, das uns trifft? Dass wir vor allem anderen danach verlangen, dass auch unsererseits in England und den sonstigen Feindländern Kirchen und Spitäler zerstört, Kinder und Frauen, die nichts mit dem Krieg zu tun haben, umgebracht werden? Ist das wirklich ein Trost für eine Mutter, deren Kind einem Bombenangriff zum Opfer fiel, wenn man ihr versichert: demnächst werden wir auch einer englischen Mutter ihr Kind töten? Nein, solche Ankündigung von Rache und Vergeltung ist wahrlich kein Trost! Sie ist unchristlich, sie ist überdies undeutsch, weil unwürdig, weil unedel, weil unritterlich! … Meine Christen, ich muss das einmal öffentlich aussprechen, weil die Absage an Rache und Hass das Gebot Christi ist, das ich zu verkünden habe. Ich muss es einmal aussprechen, um mich und euch abzusetzen von jenen, die da behaupten, das ganze deutsche Volk, besonders hier im Westen, verlange entsprechend dem Satz: ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn‘, nach Vergeltung der Bombenangriffe durch die kriegsunnötige Tötung von Nichtkämpfern, von Frauen und Kindern im Feindesland. Solche Gesinnung müssten wir ablehnen, als Christen und als Deutsche!“